Wittgensdorf

Zur Lage und Entstehung unseres Heimatortes

Wittgensdorf wurde im Jahr 1999 nach Chemnitz eingemeindet. Gemeinsam mit seinem Ortsteil Murschnitz bildet es den Chemnitzer Stadtteil Wittgensdorf – zugleich Ortschaft. An diesen Stadtteil grenzen die Stadtteile Glösa-Draisdorf, Borna-Heinersdorf und Röhrsdorf sowie die Stadt Burgstädt mit dem Stadtteil Herrenhaide, die Gemeinden Lichtenau mit dem Ortsteil Auerswalde, Taura-Köthensdorf sowie Hartmannsdorf mit dem Ortsteil Kühnhaide. Der Chemnitzfluss bildet die Ostgrenze Wittgensdorfs. Höchste Erhebung ist der 346 m hohe Steinberg.
( Quelle: Wikipedia)
Eine etwas lyrische Beschreibung der Lage unseres Heimatdorfes liefert Magister F. A. Ludwig Ackermann, Pfarrer zu Wittgensdorf,  in der “Kirchen-Galerie Sachsens, Die Inspektionen Chemnitz, Stollberg, Zwickau und  Neustädtel, Dresden 1842, mit folgenden Zeilen:
1
Mit einer Längenausdehnung von 6,11 km (gemessen vom Abzweig B95 (Leipziger Straße) bis zur Einmündung B107 (Chemnitztalstraße) zählt es zu den langen Waldhufendörfern,  wie sie im Zuge des großen hochmittelalterlichen Landesausbaus in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden.
2
Quelle:   Ausschnitt aus:   Beschreibung: Sektion Chemnitz aus: Topographische Karte (Äquidistantenkarte)
                Sachsen 1874 

Wie lässt sich nun die Entstehung unseres Heimatortes beschreiben ?
Ausgangspunkt der Besiedlung unseres Heimatgebietes, des Gebietes zwischen Rochlitz,
Chemnitz uns Glauchau, sind die in /01/ erwähnten Siedlungszüge vorwiegend fränkischer
Bauern. Diese begannen mit dem Einsetzen des vollen deutschen Landesausbaus um ca.
1150. In /02/  lesen wir auf Seite 9 und 10 zu dessen Ausgangssituation folgende Zeilen:

4.1

4.2
3

Hier kommt nun für die Gründung unseres Heimatortes ein wichtiger Name ins Spiel:
Hugo von Wartha.
Dazu schreibt Walter folgende Zeilen zu den “Ausführungen von D. Rübsamen in “Kleine Herrschaftsträger im Pleißenland”, Mitteldeutsche Forschungen, Band 95, Köln-Wien 1987 und nach eigenen Ermittlungen:
“sind noch vor 1200 folgende Ritterfamilien ins Neuland gekommen: von Brand (1172 ff) von Crimmitschau (1212 ff), von Drachenfels (1212 ff), von Frohburg (1148 ff), von Gnandstein (1197 ff), von Kaufungen (1226 ff), von Kohren (1190 ff), von Mildenstein (1196 ff), von Rochlitz (1159 ff), von Rochsburg (1190 ff), von Schellenberg (1206 ff), von Schönburg (1160 ff), von Wartha/Waldenburg (1159 ff).
Hier begegnen uns schon eine große Zahl bekannter Namen. Wichtig für uns ist jedoch die Familie von Wartha, später von Waldenburg genannt. Ein Hugo von Wartha wird in einer Urkunde König Heinrichs V vom 28.1.1105 als Zeuge unter den o.a. Reichsministerialien genannt. Sein Sohn Hugo von Wartha ( * vor 1159, + nach 1183 ) erbaute mit Rudolph von Brand im Auftrag des Kaisers Friedrich I. Barbarossa die Waldenburg (1165–1172) und wird mit Ländereien in der Region Rochlitz Chemnitz Glauchau belehnt.  In diesem Gebiet liegt auch der  Landstreifen zwischen den kleinen Bächen Bara (Bahrebach) und Murschnitz, zwischen Chemnitzaue und „Hoher Straße“ (Leipziger Straße). Hier weist  er rheinisch-fränkischen Bauern aus dem Gebiet zwischen Köln und Mainz unter der Führung eines Wittigo (oder ähnlich) Rodeland an. Unter diesen Auswanderern müssen auch viele Einwohner unserer Gegend ihre Vorfahren suchen. Für den  Waldenburger war damit des “Wittigen” Dorf entstanden.

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Kommen wir nun zum Zeitpunkt der Ersterwähnung von Wittgensdorf. Unstrittig ist dabei der etwaige Zeitpunkt der Ortsgründung.   Dieser muss nach gesicherten Forschungen im Zeitraum zwischen 1145 und 1200 liegen. Hierzu schreibt H. Walther in /2/ auf Seite 22 : Auch die Chemnitzer Gegend war – wie aus den Klosterprivileg von 1143 ( CDS II 6, 302 ) hervorgeht – noch unbesiedelt, um 1200 die Besiedelung dort jedoch bereits weitgehend abgeschlossen, wie aus dem Zinsregister des Klosters aus dieser Zeit zu entnehmen ist.

Hierzu ist jedoch zu vermerken, dass weder in den Klosterprivilegien von 1143 noch in dem benannten Zinsregister des Benediktinerklosters
                                    KEINE        NAMENTLICHE       ERWÄHNUNG
von Wittgensdorf erfolgt.

Diese ist erst  im Jahr 1404   in einer Urkunde betreffend die Verleihung der Kapelle “Unserer lieben Frauen” zu Markersdorf bei Penig mit allen Rechten an Thilo Haßen durch Albrecht, Burggraf von Leisnig und Graf Wirth, seinen Sohn zu verzeichnen.
1404-vert

Quelle:  Diplomataria et Scriptores Historiae Germanicae medii  aevi. Band II,
Hrg.: Chr. Schoettgen und Chr. G. Kreysig, Altenburg 1755
Hier können wir lesen:  …, Er Johannes, Pharrer zu Wittichendorf, …. als ein Zeuge der Verleihung der Kapelle “Unserer lieben Frauen” zu Markersdorf an Thilo Haßen.

Was hat es aber nun mit der oft kolportierten Ersterwähnung: “1254 wird es (Wittgensdorf) in den Papieren des Klosters Kempnitz erstmalig erwähnt. Nun haben wir es schwarz auf weiß: “Wytthigendorf gehört zur Kirchenprovinz Meißen”  auf sich ?
Diese Aussage stützt sich mit Sicherheit auf die  Urkunde vom 09.07.1254, in der Papst Innocenz IV dem Benedictinerkloster zu Chemnitz das Patronatsrecht über die Pfarrkirche St.  Jakobi (jetzt: Innere Klosterstraße) daselbst verleiht.
9.7.1254-vert
Quelle: Urkundenbuch der Stadt Chemnitz und ihrer Klöster,
in : Codex Diplomaticus  Saxoniae Regiae
Dieser Urkunde entnimmt nun Lic. Dr. Leo Bönhoff, Pfarrer zu Pleisa, in seinem Beitrag zum Archidiakonat Chemnitz die doch recht stabile Vermutung, dass … zur Abfassungszeit der Urkunde im Jahre 1254 bereits die als Archidiakonat bezeichnete meissner Kirchenprovinz samt ihren geistlichen Distrikten (bestand). /3/ In einer Beschreibung der Grenzen des Archidiakonats Chemnitz heißt es zur Nordgrenze:
“Nun bleibt uns nach der Erledigung der etwas komplizierten Ostgrenze nur noch die Nordgrenze übrig, welche ebenfalls Zschillen (heute: Wechselburg ) und Chemnitz absondert (trennt !). Um die Kohlung und Blankenburg einen Bogen schlagend überschreitet sie die Chemnitz, weist Wittgensdorf und Röhrsdorf (samt Löbenhain) an Chemnitz, hingegen Hartmannsdorf und Mühlau an Zschillen, bis sie Niederfrohna durchschneidend auf das Peniger Pfarrgebiet trifft”.
Diese Aussage wird auch durch die Antwort des Herrn Dr. Leisering vom Sächsischen Staatsarchiv auf unsere Anfrage hinsichtlich der Ersterwähnung unseres Heimatortes unterstützt.
Zitat:
Auch wenn somit Wittgensdorf nach gegenwärtigem Forschungsstand erst Anfang des 15. Jahrhunderts ( Erwähnung von 1404, Einfüg. Nier ) schriftlich belegt ist, kann nach wie vor davon ausgegangen werden, dass der Ort während des  hochmittelalterlichen Landesausbaus im Zusammenhang mit der deutschen Ostkolonisation zwischen etwa 1150 und 1250 entstand. Sowohl der Ortsname als auch die Waldhufenflur des Ortes sprechen für diesen Entstehungszusammenhang. In Anbetracht der noch vergleichsweise geringen Schriftlichkeit im Mittelalter und inzwischen eingetretener Überlieferungsverluste ist es keineswegs selten, dass sehr lange Zeiträume zwischen der Entstehung eines Ortes und seiner ersten schriftlichen Erwähnung liegen.
Zusammenfassend können wir deshalb anhand der dargestellten Quellen und Publikationen  zur Besiedlung der Region Rochlitz – Chemnitz – Glauchau  mit gutem Gewissen von der Existenz unseres Heimatdorfes im Jahr 1254 (oder auch früher) ausgehen.

Quellenangaben:
[01]  Billig, Gerhard, Die Anfänge des Ortes, in: 750 Jahre Einsiedel, S. 9 ff,  Verl. Heimatland Sachsen Chemnitz, 2004

[02]  Walther, Hans, Das obere Mulde-Chemnitz-Gebiet am Beginn der Landesausbauzeit um 1100 im Spiegel des historischen Namengutes, in: Zur Besiedlung der – Region Rochlitz Chemnitz-Glauchau, Miriquidi-Verlag 2001

[03]  Dr. Leo Bönhoff: Das Archidiakonat Chemnitz. In: Mitteilung des Vereins für Chemnitzer Geschichte, 11 Jahrbuch (1898 – 1905) Seiten 38, 40

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Alte Ortsansicht von Wittgensdorf. Gut zu sehen sind die Kirche, das Rittergut, dahinter die Häberle`sche Villa, daneben rechts die Fabrikgebäude. Das helle Gebäude hinten links ist die Steinbach`sche Villa – Chemnitzer Straße 9

 

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