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Illegale TV-Downloads: Die dunklen Seiten des Webs
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dpa Die aktuellen Folgen der Desperate Housewives finden sich kurz nach der Ausstrahlung im Internet
  • FOCUS-online-Autor

Wer wartet, bis US-Serien bei RTL oder ProSieben laufen, ist selbst schuld. Das könnte man denken, wenn man sich in die dunklen Ecken des Internet begibt – dorthin, wo sich die halblegalen und illegalen Angebote befinden.

Wenige Minuten nach der US-Ausstrahlung gibt es dort alle Episoden von US-Serien wie „CSI: Miami“, „Dr. House“, „Lost“ oder „Heroes“ – also mehrere Monate oder sogar Jahre vor der offiziellen Deutschland-Premiere. Zwar verzichtet man so logischerweise auf die deutsche Synchronisation, doch in Sachen Bild- und Tonqualität wird beinahe DVD-Niveau erreicht.

Auch deutsche Produktionen wie „Stromberg“, „Türkisch für Anfänger“ oder „R.I.S.“ finden sich im Netz. Die TV-Sender und Produktionsfirmen gehen zwar vereinzelt dagegen an, doch meist haben sie diesen Kampf längst aufgegeben. Wie einst bei der Schließung der MP3-Plattform Napster entstehen sofort neue Möglichkeiten, sobald eine Quelle versiegt.



Boom für BitTorrent

Die bislang attraktivsten TV- und Video-Angebote in den dunklen Internet-Ecken sind Peer-to-Peer-Netzwerke wie EMule oder BitTorrent. Besonders das BitTorrent-Protokoll hat in den vergangenen Jahren einen riesigen Boom erlebt. Auf Webseiten wie „The Pirate Bay“, „Mininova“ oder „TorrentSpy“ finden sich Millionen von Musikstücken, Fernsehserien, Kinofilmen, Computerspielen und allen anderen kopierbaren Dateien. Die Besonderheit: Sie sind zwar wie Kataloge angeordnet, stellen aber lediglich eine kleine Torrent-Datei zur Verfügung. Diese sagt der Download-Software, wo sich die eigentliche Musik- oder Videodatei befindet.


Heruntergeladen wird sie dann im Verbund mit anderen Nutzern direkt von dort – und nicht von „The Pirate Bay“ oder „Mininova“. Das erschwert den Rechteinhabern den Kampf erheblich, denn genau genommen tun diese Seiten ja nichts anderes, als Links zu sammeln.

Riesige Abrufzahlen im Netz

Die Download-Hitlisten dieser Torrent-Kataloge ähneln Einschaltquotentabellen des Fernsehens. So führt „Mininova“ Fernsehserien wie „Heroes“, „Desperate Housewives“, „Die Simpsons“ und „Grey’s Anatomy“ als beliebteste Downloads. Erstaunlich sind die Abrufzahlen. Allein bei „Mininova“ werden einzelne „Heroes“-Folgen über zwei Millionen Mal abgerufen. Addiert man die Zahlen der anderen großen Kataloge hinzu, kommt man schnell auf ein Vielfaches.

Eine noch einfachere Methode, an die neuesten Folgen der Lieblingsserie zu kommen, findet sich seit einiger Zeit auf Videoportalen. Als YouTube vor einigen Monaten die Höchstdauer der hochladbaren Filme auf zehn Minuten festsetzte, boomten anderswo Videoplattformen ohne solche Grenzen. So finden sich auf asiatischen Videoplattformen wie Ouou ganze Staffeln von Serienhits wie „Heroes“, „Prison Break“ oder „24“. Nutzer müssen die Episoden nicht erst kompliziert herunterladen, sondern können sie direkt in ihrem Internetbrowser anschauen, genau wie Musik- und Spaßvideos bei YouTube. Betreiber solcher Seiten sind in China und anderen asiatischen Ländern nicht so leicht abzumahnen wie in Europa oder Nordamerika. Auch „The Pirate Bay“ plant übrigens eine YouTube-ähnliche Videoseite.

Ganze Sender werden gestreamt

Ein noch relativ neues Phänomen beim nicht legalen Internet-Fernsehen ist das Streamen ganzer Sender im Internet. Mit Programmen wie TVU oder SopCast lassen sich Programme aus aller Welt nahezu live verfolgen. Besonders bei Sportfans ist das beliebt. Fußball-Übertragungen der Bundesliga oder Champions League, die hierzulande nur im Pay-TV zu sehen sind, werden auf ausländischen Sendern, insbesondere in Asien, frei übertragen. Mit TVU und SopCast gelangen sie dann auch in deutsche Wohnzimmer.

Sogar die Programme der großen US-Sender ABC, CBS, NBC und Fox waren bis vor kurzem über TVU in aller Welt empfangbar. Das ging den Sendern aber doch zu weit: Den TVU-Betreibern, ebenfalls in Asien ansässig, wurde per Anwalt untersagt, die Sender weiterzuverbreiten. Diese Verbote sind Einzelfälle, denn gegen den Download von Fernsehserien über Peer-to-Peer-Netze wurde bisher nur in Ausnahmefällen vorgegangen.

Und das, obwohl die verlorenen Zuschauer für die Fernsehsender wichtig wären. Vor allem junge Zielgruppen nutzen solche Peer-to-Peer-Netzwerke, um an Inhalte zu kommen – und diese sind bei werbenden Unternehmen extrem beliebt. Das drückt die Umsätze.

Zuschauer wollen selbst entscheiden

Doch zumindest die Sender in den USA und Großbritannien sind kreativ und stellen ihre Serien direkt auf die eigenen Webseiten. So können sie Zuschauer- und Umsatzverluste eingrenzen, schließlich lassen sich die Serien auch im Netz mit Werbespots und Sponsoren vermarkten. So ähnlich funktioniert auch der große Erfolg des Mediums DVD, bei dem ganze Staffeln von Fernsehserien millionenfach verkauft werden. Die Fernsehindustrie geht damit andere Wege als die Plattenfirmen, die jahrelang gegen das illegale Herunterladen ihrer Musik kämpften, ohne den Internetnutzern legale und komfortable Alternativen zu bieten.

Doch auch mit dem Kampf gegen illegale Angebote lässt sich ein Trend nicht mehr umkehren: Fernsehzuschauer wollen ihre Sendungen sehen, wann sie wollen und nicht mehr dann, wenn ein Fernsehsender es gern hätte.
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