Matthias Jügler liest aus und spricht über „Maifliegenzeit" (1/2)
Aufzeichnung vom 23.5.2024- aus dem Literaturhaus Köln
(Teil 2 am 5.6.2024)
Während die Mutter Zweifel an der Darstellung der Ärzte quälen, will der Vater davon nichts wissen. Erst Jahre später stößt er auf Ungereimtheiten und eine Mauer des Schweigens, die tiefe Selbstzweifel nach sich ziehen. Bis zu dem Tag, wo sich sein erwachsener Sohn bei ihm meldet und einen völlig anderen Blick auf die Vergangenheit wirft. Mit Jan Drees spricht Matthias Jügler im Literaturhaus Köln über ein dunkles Kapitel ostdeutscher Geschichte.
Matthias Jüglers „Maifliegenzeit“ ist ein schweres, tiefschwarzes Zeugnis ostdeutscher Geschichte, denn der Roman basiert auf historischen Begebenheiten. Seit einigen Jahren ist nachgewiesen, dass es in der DDR Fälle von vorgetäuschtem Säuglingstod gab: Neugeborene wurden den leiblichen Eltern gegenüber für tot erklärt und zur Adoption an fremde Eltern gegeben. Leise und voller Empathie erzählt Matthias Jügler von dieser Geschichte, von Verlust und Ohnmacht, von verborgener Hoffnung und dem Trost der Natur.
Matthias Jügler, geboren 1984 in Halle/Saale, studierte Skandinavistik und Kunstgeschichte in Greifswald sowie Oslo und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sowohl für seinen Debütroman „Raubfischen“ (2015) als auch für seinen Roman „Die Verlassenen“ (2021) wurde er mehrfach ausgezeichnet, 2022 erhielt er den Klopstock-Preis für Literatur des Landes Sachsen-Anhalt. 2023 ist Jügler Stadtschreiber von Halle. Er lebt mit seiner Familie in Leipzig, wo er auch als freier Lektor arbeitet.