Katharina von Siena
Liebe Mitchristen,
die beste Osterpredigt ist ein österlicher Mensch, in dem Jesus lebendig ist und weiterwirkt; bei dem die Anliegen Jesu präsent bleiben, den Jesus auf-geweckt und mit seiner Vision von der neuen Welt Gottes angesteckt hat.
Dabei kommt mir Katharina von Siena in den Sinn, deren Fest wir jedes Jahr in der Osterzeit, am 29. April, feiern. Als 23. Kind eines Wollfärbers wird Katharina 1347 in Siena geboren. Nachbarn und Verwandte nennen sie liebevoll „die kleine Fröhlichkeit“. Angetan von den Geschichten der ägyptischen Wüstenväter, klemmt die kleine Katharina sich eines Tages ein Brot unter den Arm und spaziert durch ein Tor ihrer Heimatstadt hinaus, um die Wüste zu suchen. Jene Wüste, in der sich Jesus seines Weges bewusst wird und diesen dann auch konsequent geht.
In Katharina lebt Jesus, der die Konfrontation mit den Mächtigen und Einflussreichen nicht scheut, weiter: Als Frau ohne Schulbildung diktiert sie ein Buch und knapp 400 Briefe mit teils drastischen Formulierungen, die von den Spitzen in Staat und Kirche aufmerksam gelesen werden. Frech schreibt sie an Papst Gregor XI.: „Seien sie nicht ein ängstlicher Säugling, sondern ein Mann“ und bewegt ihn damit zur Rückkehr aus Avignon nach Rom. Wenn diese kleine und unscheinbare Frau zu reden anfängt, verstummen alle und lauschen ihren Worten. Obwohl sie nie Theologie studiert hat, wird sie heute als Kirchenlehrerin verehrt.
In Katharina lebt auch Jesus, der sich besonders den Armen und Benachteiligten zuwendet: Aufopferungsvoll pflegt sie die Kranken ihrer Stadt und kümmert sich um Notleidende.
Wir können dankbar sein, dass Papst Pius II. keine Angst hatte, sie schon bald nach ihrem Tod 1380 zur Ehre der Altäre zu erheben, obwohl sie mit seinen Vorgängern nicht gerade zimperlich umgegangen ist. So bleibt sie im Gedächtnis und erinnert uns an den, von dem sie gepackt und begeistert war. Katharina von Siena: ein österlicher Mensch, eine tolle Osterpredigt!
So grüße ich Sie herzlich