In vielen Gemeinden in unserem Kirchenbezirk wurden oder werden gerade Konfirmationen oder Jubelkonfirmationen gefeiert.
Wenn ich heute Konfirmanden und Konfirmandinnen bitte, sich ein Bibelwort zu Ihrer Konfirmation auszusuchen, dann ist mir wichtig, dass sie ein Wort suchen, das ihnen etwas über Gott und seine Beziehung zu ihnen sagt,
dass sie ein Wort suchen, das mit dem, was sie sich für ihr Leben wünschen, zu tun hat.
Für Jubelkonfirmationen suche ich dann für meine Predigt ein Wort, das eine grundlegende Hoffnung unseres Glaubens benennt.
"Ich lebe, und ihr sollt auch leben", sagt Jesus.
Schöner kann man es kaum zusammenfassen, worum es geht: beim christlichen Glauben, in der eigenen Lebensplanung.
Ihr sollt auch leben.
Was heißt das: Wirklich leben?
Wann entsteht das Gefühl: Ja, so ist das Leben gut?
Vielleicht draußen in der Sonne, wenn die Sonnenstrahlen das Gesicht wärmen?
Oder wenn Sie jemand anderem geholfen haben, und der sagt: "Danke, gut dass du da bist"?
Oder wenn jemand Sie zärtlich berührt und sagt: "Ich liebe dich"?
Ich nehme an, dass jeder und jede etwas anderes sagen könnten, was für uns dazugehört zu einem Leben,
das wirklich Leben ist.
Aber was uns - glaube ich - alle verbindet, ist das:
Wir wünschen uns so ein wahres Leben.
Weil es eben oft gar nicht so ist.
"Ich lebe, und ihr sollt auch leben."
Ich finde, diese Zusage Jesu ist ein gutes Geschenk zu einer Konfirmation oder Jubelkonfirmation.
Jesus sagt es uns zu: Dass wir wahres, echtes Leben haben können.
Welches war denn das schönste Geschenk zur Konfirmation – gerade erst oder vor 25/50/60/70 Jahren?
Ich nehme an: Vieles ist inzwischen in Vergessenheit geraten.
Aber das wird hoffentlich wohl kaum vergessen.
Dass Sie hier in der Kirche waren und eingesegnet worden sind.
Der Segen, das ist dieses Geschenk: Ihr sollt auch leben.
Das ist ein Geschenk, das ich mit keinem Geld kaufen kann.
Die wichtigsten Dinge im Leben kann ich nicht selbst machen oder kaufen.
Dass ich glücklich werde, dass ich liebe und geliebt werde,
dass ich mich freuen kann, dass mein Leben sinnvoll ist:
All das ist ein Geschenk.
Jesus schenkt es uns, heute und immer wieder.
Martin Luther hat einmal gesagt:
"Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden; nicht eine Gesundheit, sondern ein Gesundwerden; nicht ein Sein, sondern ein Werden; nicht eine Ruhe, sondern eine Übung. Wir sind es noch nicht, wir werden es aber."
Ich wünsche mir, dass wir auf diesem Weg bleiben.
Ich wünsche mir, dass wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren,
das große Geschenk, das Jesus für jede und jeden von uns hat, wenn er sagt:
"Ich lebe, und ihr sollt auch leben!" Amen.
Karin Frasl, Pfarrerin in Kirchardt und Berwangen