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Alles ganz normal, und trotzdem anders – Transsexualität bei Kindern und/oder Eltern

Transsexualität bei Kindern oder Eltern

Was ist Transsexualiät?

Transsexualität und Kinderwunsch

Wenn zwei Menschen sich über alles lieben entsteht bei vielen der Wunsch Kinder zu bekommen. Das ist so selbstverständlich, dass man sich oft nicht vorstellen kann, dass dieser Wunsch nicht bei allen auch wirklich eine Selbstverständlichkeit ist. Transsexuelle Eltern stehen bei diesem Herzenswunsch vor wesentlich mehr entscheidenden Fragen als heterosexuelle Eltern.

  • Wie wird unser Umfeld damit umgehen?
  • Wie können wir ein Kind bekommen?
  • Wie können wir es unserem Kind erklären?
  • Wird unser Kind, wenn es aufwächst Toleranz begegnen?
  • Wo finden wir Rat und Unterstützung?

Wir bei Kinderinfo.de wollen euch verschiedene Wege und Anlaufadressen aufzeigen, die euch bei all diesen Fragen unterstützen. Transsexualität ist glücklicherweise längst kein Tabuthema mehr, genauso wenig wie als gleichgeschlechtliches Paar eine Familie zu gründen.

Viele haben es bereits erfolgreich vorgemacht. Schätzungen zufolge liegt die aktuelle Anzahl der Kinder gleichgeschlechtlicher Eltern bei circa 6000. Für Kinder transsexueller Eltern, genauso wie für Kinder heterosexueller Eltern, ist zunächst einmal nur Eines wirklich wichtig. Geliebt zu werden und in harmonischen Familienverhältnissen aufzuwachsen. Ob es dabei eine Mama und einen Papa, zwei Mamas oder zwei Papas hat ist völlig zweitrangig.

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Natürlich werden, je größer das Kind wird, Fragen auftauchen. Warum hat „Felix“ eine Mama und einen Papa? Wieso habe ich zwei Papas? Und natürlich kann es sein, dass euer Kind dabei auf andere Kinder stößt, die es hänseln werden. Doch auch das ist völlig normal. Alles was auf den ersten Blick „anders“ aussieht, ist fremd. Insbesondere Kinder, die das alles noch nicht verstehen können, hänseln dann gerne.

Doch Hand auf´s Herz, wer von uns wurde nicht früher oder später in der Schule mal „geärgert“? Die meisten von uns können das sicher mit ja beantworten. Dabei kann es um alles gehen. Eine zu große Nase, zu kleine Ohren oder was auch immer Kindern spontan einfällt. Meistens ist es so schnell wieder vorbei, wie es angefangen hat. Besonders dann, wenn man als Kind damit richtig umgeht.

Darum ist es besonders wichtig, dass euer Kind von euch eine liebevolle Er- und Aufklärung erhält, sobald es in der Lage ist die Zusammenhänge ein kleines bisschen zu begreifen. Erklärt ihm warum es zwei Mamas oder zwei Papas hat und gebt eurem Kind auch ein paar hilfreiche Tipps wie es damit umgehen soll. Oft ist es sogar so, dass Kinder das viel besser meistern als Erwachsene. Darum macht euch vorher nicht all zuviele Gedanken.

Genauso auch über euer Umfeld. Wichtig ist nicht, ob eure Nachbarn oder die Frau vom Bäcker glücklich mit eurer Entscheidung sind, sondern wichtig ist, dass IHR es seid! Es geht schließlich um euer Lebensglück. Alle Menschen die euch lieben und euch nahe stehen, werden euch bei dieser Entscheidung ganz bestimmt unterstützen.

Anregungen zum Umgang mit Kindergärten und Schulen:

Wie können wir ein Kind bekommen?

Künstliche Befruchtung

Künstliche BefruchtungIst die Entscheidung erst einmal gefallen, stellt sich bei vielen die nächste wichtige Frage.

Wie bekommen wir unser Kind. Bei manchen gleichgeschlechtlichen Paaren besitzt ein Elternteil noch seine weiblichen Geschlechtsorgane und kann das Kind selbst austragen. Hier muss nur die Frage der Befruchtung geklärt werden. Leider ist eine künstliche Befruchtung in Deutschland für gleichgeschlechtliche Paare noch nicht gesetzlich erlaubt. Viele Paare weichen deshalb auf Länder wie Belgien und die Niederlande aus, wo man bereits fortschrittlicher mit diesem Thema umgeht.

Leihmutterschaft und Adoption

Genau wie die künstliche Befruchtung steht man auch bei einer Adoption oder einer Leihmutterschaft vor großen Herausforderungen. Zumindest in Deutschland. Leihmutterschaften sind in Deutschland ganz verboten und Adoptionen für gleichgeschlechtliche Paare ebenfalls. Nur heterosexuellen Paaren oder Einzelpersonen steht dieses Recht gesetzlich zu. Alleine die Stiefkind Adoption ist offiziell erlaubt. Bringt also einer der beiden gleichgeschlechtlichen Partner ein eigenes Kind mit in die Beziehung, so darf es vom Partner adoptiert werden.

Eine Variante der Stiefkindadoption ist die durch einen Gesetzeserlass von 2013 sogenannte Sukzessivadoption. Hat ein Elternteil bereits ein Kind adoptiert, so ist es dem Lebenspartner / der Lebenspartnerin erlaubt dieses Kind ebenfalls zu adoptieren.

Viele Paare suchen Hilfe im Ausland. Nämlich in Ländern, wo eine Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare bereits erlaubt ist. Dazu zählen unter anderem die Niederlande, Schweden, Belgien, Spanien, Großbritannien und Dänemark. Wir können nur hoffen, dass Deutschland sich ebenfalls in naher Zukunft so fortschrittlich zeigt.
Welche Möglichkeiten es gibt, wie man sie rechtlich korrekt realisieren kann und weitere Antworten findet ihr in unserer Infobox am Ende des Artikels.

Pflegeelternschaft

Auch bei der Pflegeelternschaft sehen sich viele gleichgeschlechtliche Paare vor Herausforderungen, da laut BGB nur einem Elternteil die Vormundschaft zugesprochen werden darf. Nur in Ausnahmefällen werden beiden Elternteilen die Berechtigung erteilt.  Aber auch hier gilt es wieder nur für Heterosexuelle Paare.

Glücklicherweise sieht das Landesgericht in München das nicht so. Hier besagt ein Urteil: was für verschieden geschlechtliche Eltern gilt, muss im Rahmen der Gleichberechtigung auch für gleichgeschlechtliche Eltern gelten. So scheint die Diskriminierung hier ein Ende zu nehmen und man hat inzwischen bessere Chancen.

Anlaufstellen zur Information über Adoption, künstliche Befruchtung, Leihmutter- und Pflegeelternschaft

Regenbogenfamilie – was ist das?

Regenbogenfamilie Definition

Als Regenbogenfamilie bezeichnet man Familien, bei denen Kinder in einer Familie mit zwei gleichgeschlechtlichen Elternteilen aufwachsen.

Euer Kind ist transsexuell – wie Ihr es unterstützen könnt

Erste Anzeichen für Transsexualität bei Kindern können schon früh in Erscheinung treten. Manche Kinder spüren schon in einem Alter von 3-4 Jahren, dass sie sich „irgendwie falsch“ fühlen, doch können das Gefühl nicht richtig identifizieren. Durchschnittlich ab dem 7.ten Lebensjahr wissen es die meisten Kinder dann ganz sicher. Sie fühlen sich im falschen Körper geboren. Eine Zeitlang ging man in der Wissenschaft von einem hormonellen Ungleichgewicht als Auslöser aus, doch das konnte mittlerweile durch Studien widerlegt werden. Transsexualität beginnt neuesten Erkenntnissen zufolge bereits im Mutterleib und ist nicht mehr umkehrbar.

Viele Kinder verstehen nicht, was mit ihnen passiert und halten sich für „nicht normal“. Gerade wenn es in Richtung Pubertät geht, kommt es bei vielen zu einer stark ausgeprägten Identitätskrise bis hin zu Drogenmissbrauch, Depressionen und Selbstmordgedanken. Das ergab eine amerikanische Studie, die Transsexuelle verschiedener Altersstufen und Geschlechter psychologisch betreute. Um das in Zukunft zu verhindern ist es wichtig, dass wir mit der Transsexualität offen umgehen und sie nicht als abnormal betrachten. Denn das ist sie nicht. Deshalb helft eurem Kind dabei sich gesund und selbstbewusst entwickeln zu können.

Unser Kind ist transsexuell – wie geht es weiter?

Zunächst einmal ist es essentiell, dass ihr eurem Kind zuhört, die Signale ernst nehmt und nicht versucht das Thema zur Seite zu schieben.Viele Kinder wenden sich aus Scham- oder Schuldgefühlen nicht an ihre Eltern und wenn doch ist eine liebe- und verständnisvolle Reaktion von absoluter Notwendigkeit. Es ist vollkommen natürlich, dass ihr vielleicht erst einmal Probleme habt euch mit diesem Thema auseinander zu setzen, doch gibt es viele Möglichkeiten sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Bevor Ihr entscheidet wie es weitergeht, sind solche Anlaufstellen der erste Schritt. Hier bekommt euer Kind genau wie auch ihr selbst hilfreiche Informationen und Wege aufgezeigt. Eurem Kind steht das Recht zu, glücklich zu sein. Wenn es das nicht ist und sich mit seinem Körper nicht identifizieren kann, gilt es zu überlegen wie man gemeinsam Schritt für Schritt zur richtigen Identität kommt. Natürlich muss das nicht zwingend und auch nicht sofort mit Operationen verbunden sein. Oftmals geht es im ersten Schritt darum zur eigenen Identität zu stehen. Den Mut für ein „Coming Out“ zu haben und sich dabei stark und nicht verlassen zu fühlen.

TIPP
Hier findet Ihr Unterstützung und Rat von Anfang an

Der Verein Trakine e.V. entstand aus einer Elterninitiative und wuchs zu einem internationalen Verein der Kinder, Jugendliche und deren Angehöre sowohl in fachlichen Fragen, als auch emotional stark unterstützt. Wenn Ihr wisst oder die Vermutung habt, dass euer Kind transsexuell ist, dann kann dies eine erste Anlaufstelle für euch sein.

www.trans-kinder-netz.de

Unser Kind möchte sich operieren lassen – welche Möglichkeiten gibt es?

Operationen sind ein Eingriff, der wohl überlegt sein will. Einer Operation sollten zuvor andere Schritte vorausgehen. Wir empfehlen euch und eurem Kind alle Schritte zusammen durch einen Psychologen begleiten zu lassen. Solltet ihr eine Kostenübernahme durch eure Krankenkasse anstreben, wird dies sogar meisten verlangt. Doch viel wichtiger, es werden Schritt für Schritt Veränderungen stattfinden, die man mit professioneller Hilfe emotional und mental besser verarbeiten kann. Bevor Ihr euch zusammen mit eurem Kind für eine Operation entscheidet, gibt es weitere Möglichkeiten der Geschlechtsanpassung, die man zuerst durchführen kann.

Methoden zur Geschlechtsanpassung für Transmädchen / Transfrauen – vom Jungen zum Mädchen werden

Hormonbehandlung mit Östrogen

Bei dieser Hormonbehandlung geht es darum, dem Körper das weibliche Hormon Östrogen zuzuführen. Mögliche Veränderungen können sein:

  • weichere Haut
  • reduzierter Haarwuchs am Körper
  • Brüste wachsen
  • veränderte, weibliche Gesichtszüge
  • Abnahme von Körpermasse und Muskeln
  • Verkleinerung der Hoden und reduzierte Spermienproduktion

Es gibt Möglichkeiten die Hormonbehandlung bereits vor Eintritt der Pubertät durchzuführen, wodurch man die männliche Entwicklung hemmt und die weibliche fördert.

Mögliche Operationen

  • Brustvergrößerung
  • Stimmbandoperation
  • Adamsapfelverkleinerung
  • Genitaloperationen
  • Gesichtsoperationen

Methoden zur Geschlechtsanpassung für Transjungen / Transmänner

Hormonbehandlung mit Testosteron

Mit einer Testosteronbehandlung erreicht Ihr Folgendes:

  • Die Periode bleibt aus
  • Die Körperbehaarung nimmt zu, ein Bart beginnt zu wachsen
  • Die Stimme wird männlicher
  • Der Körper wird muskulöser
  • eine Klitoris wächst minimal

Mögliche Operationen

  • Brust OP – Entfernen der weiblichen, und Formen männlicher Brüste
  • Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke
  • Genitaloperation
Hilfe und Informationen zur Geschlechtsumwandlung

Wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet, sowohl über die Chancen als auch über die Risiken, dann findet ihr auf der Seite vom Transgender Network aus der Schweiz viele hilfreiche Informationen. www.transgender-network.ch/information/

Neuer Name, neues Geschlecht – wie funktioniert das rechtlich?

Auch ohne Operationen steht in der Geburtsurkunde das falsche Geschlecht, und auch der Name passt nicht wirklich. Wollt Ihr eurem Kind zu einer Identität verhelfen, mit der es sich glücklich und wohl fühlt, so kann ein erster Schritt eine Namen– und Geschlechtsänderung in offiziellen Dokumenten sein. Wie funktioniert das genau?

Namens- und Geschlechtsänderung in Dokumenten

Ist euer Kind älter als 7 sind unabhängige Gutachten notwendig, die aber vom Gericht bestellt werden. Ihr reicht bei dem für euch zuständigen Amtsgericht einen Antrag ein, und vor Gericht müssen dann einige Fragen beantwortet werden.

In der Regel wird gefragt, ob man sich dem anderen Geschlecht zugehörig fühlt, sich das innerhalb der nächsten Jahre nicht ändern wird, und ob der Wunsch zur Geschlechtsänderung seit mindestens drei Jahren besteht. Bei minderjährigen Kinder muss der Antrag von den Erziehungsberechtigten bzw. einem gesetzlichen Vormund eingereicht werden.

Ist euer Kind jünger als 7 Jahre wird zusätzlich das Familiengericht zur Entscheidung hinzugezogen.

Informationen & Download für einen Antrag vor Gericht

Urteile und Anträge findet ihr beim Trakine e.V. unter diesem Link. www.trans-kinder-netz.de/rechtliches.html

Ihr findet bei Trakine auch zahlreiche Informationen wir es nach der Namensänderung weiter geht. Infoblätter für Schulen und vieles mehr. Denn die Änderung war nur der erste Schritt. Der zweite muss die erfolgreiche Integration in Schulen, Kindergärten und dem Familien- sowie Freundeskreis sein. Gemeinsam diesen Weg zu gehen wird euch stärken und vor allen Dingen euer Kind. Gerade jetzt braucht es jede Hilfe, die es bekommen kann. Insbesondere natürlich emotional.

Austausch mit Gleichgesinnten – interessante Links

Fazit

Egal ob es euch betrifft oder euer Kind. Transsexualität ist nichts, wofür man sich verstecken muss. Den ersten Schritt habt Ihr bereits unternommen, indem ihr euch hier informiert. Wir hoffen euch mit unserem Artikel, sowie den Links eine erste Hilfe geben zu können.

Wichtig ist, dass Ihr nun weitere Schritte geht die euch in ein freies, glückliches und selbstbestimmtes Leben führen. Eure Kinder brauchen auf diesem Weg eure ganze Liebe und Unterstützung, denn leider gibt es viele Hürden, die nun gemeinsam gemeistert werden müssen. Der Umgang damit in eurem Umfeld sowie mögliche Operationen und damit verbundene Chancen, aber auch Risiken. Informiert euch ausgiebig, am Besten mit Hilfe von Gleichgesinnten, Ärzten und Psychologen, die euch auf dem Weg begleiten können. Je mehr Ihr euch frühzeitig damit auseinandersetzt, desto leichter wird es für euch alle.

2 Kommentare

  1. Claudia Meier

    1. Februar 2019 at 12:17

    Guten Tag:)
    Erst einmal danke für diese Zusammenstellung, es sind sehr viele gute und wichtige Informationen darunter.
    Einige Anmerkungen hätte ich dennoch: seit 2017 ist es auch gleichgeschlechtlichen Paaren in Deutschland möglich, eine Ehe zu schließen und gemeinsam Kinder zu adoptieren 🙂
    Außerdem unter dem Punkt „Mögliche Operationen für Transjungen/-männer“: dort steht, möglich sei die Bildung einer Klitoris – ist vielleicht die Bildung eines Penis gemeint? Eine Klitoris haben Transmänner ja von Geburt an, da sie biologisch weiblich sind.
    Des Weiteren würde ich darum bitten, den Link zur DIJG aus der Linksammlung zu entfernen, zumal er eh nicht mehr funktioniert: Das DIJG ist eine religiöse Organisation, die Homosexualität als minderwertig gegenüber der Heterosexualität darstellt und unter anderem Konversionstherapien für Homosexuelle befürwortet. Daher glaube ich, wenn transsexuelle Menschen in der Findungsphase oder deren Eltern über den Link auf diese Seite geleitet werden, die Informationen dort es ihnen erschweren könnten, sich selbst so zu akzeptieren, wie sie sind.
    Vielen Dank!

    Antworten

  2. Sven H.

    3. Februar 2019 at 10:30

    Hi Claudia,

    das stimmt, danke für den Hinweis, wir haben deine Tipps übernommen.

    Beste Grüße
    Sven

    Antworten

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